Als ich am Mittag das Hotel verliess, grinsten mich die Hotelangestellten an und fragten mich ob es geklappt hat mit dem Bus.
Ich sprach ein Bisschen mit ihnen und erklärte, dass es nicht in erster Linie ums Geldsparen geht. Eine Taxifahrt ist oft langweilig, die Gespräche sind meistens von Chauffeur zu Chauffeur gleich.
Wenn ich mit dem Bus gehe, komme ich eher mit interessanten Einheimischen ins Gespräch. Diese haben nicht alle den selben Job, haben ein höheres oder tieferes Einkommen (was sich ja aufs ganze Leben auswirkt) und unterscheiden sich unter Anderem dadurch von den Taxifahrern.
Das Personal des Hotels fand es sehr sympathisch und wir sprachen noch einige Zeit zusammen.
Danach lief ich zur Bushaltestelle, wartete, wartete und wartete. Viele verschiedene Busse fuhren, jedoch nicht der zur Plateau. Und so entschied ich mich zu laufen, vielleicht treffe ich ja unterwegs auf eine andere Buslinie, welche dort hin fährt.
Aus dem wurde nichts und ich nahm das Taxi. :)
Das Taxi brachte mich wie gewünscht zur Botschaft von Burkina Faso.
Ja, ich plane einen spontan Besuch eines anderen Landes.
Dies, weil ich mir einen längeren Aufenthalt in Abidjan nicht leisten kann und auch sonst hat das schöne Land wenige Sehenswürdigkeiten. Ein Nationalpark wird zum Beispiel als Highlight gekennzeichnet. Der ist sicher auch schön, will man aber dorthin gehen wird, es ohne Auto nebst einer längeren Busreise schnell einmal sehr teuer.
In Ghana selbst hat es offenbar sehr schöne Nationalparks, welche ich besuchen möchte.
Zudem ist das Bereisen der Elfenbeinküste durch die politisch heikle Lage im nördlicheren Teil nicht besonders gescheit.
Abidjan werde ich am Montagmorgen in Richtung Grand Bassam verlassen. Dieser Ort liegt dreissig Kilometer von Abidjan entfernt und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Kolonialbauten, Kunsthandwerke und menschenleere Strände zeichnen anscheinend die ehemalige Hauptstadt aus.
Dort werde ich vermutlich zweimal übernachten und anschliessend zurück nach Abidjan fahren und wohl oder übel eine letzte Nacht im überteuerten Hotel verbringen.
Wenn der Fahrplan stimmt, werde ich dann am Donnerstag eine sehr spezielle Reise beginnen.
Mit dem Zug geht es von Abidjan in die Hauptstadt von Burkina Faso (Ouagadougou).
Die 1120 Kilometer lange Fahrt dauert ungefähr 24 Stunden und ist anscheinend sehr schön und interessant. Schliesslich reist man vom südlichen Abidjan hoch durch die ganze Elfenbeinküste ins nördlich liegende Burkina Faso.
Auch die Berichte im Internet tönen vielversprechend.
Wie lange ich in Burkina Faso sein werde weiss ich noch nicht. Vermutlich werde ich aber von dort aus runter nach Ghana fahren.
Ich forsche noch etwas nach und halte euch mit meinen Plänen auf dem Laufenden.
Doch zurück zum gestrigen Tag:
Nach dem ich mich wegen dem Visum für Burkina Faso erkundete, lief ich fast eine Stunde nach Adjamè.
Dort führte YB einige Zeit eine Fussballschule, wo Talente wie Doumbia, Doubai, Traore und Lingani geformt wurden.
Aus diversen Gründen zog sich YB von dort zurück. Einen Teil dazu brachte sicher auch die Kritik bei. Denn der Berner Fussballclub investierte jährlich nicht viel Geld. Bei einem Verkauf eines halbwegs guten Spielers holten sie aber schnell einmal das Investierte heraus. Das Wort Menschenhandel fiel öfters..
Auch wenn YB für diesen Fussballclub in Abidjan nicht mehr verantwortlich ist, wollte ich sehen was dort so abgeht. Ich spendete dazumal auch ein YB-Trikot, wer weiss, vielleicht sehe ich dies dort wieder. Doch die Chance hierfür waren sehr sehr sehr klein, schliesslich wusste ich auch nur das die Schule im Stadtteil Adjamé liegt.
Markt in Adjamé |
Zuerst lief ich ziemlich planlos herum, in der Hoffnung mit Glück ihren Fussballplatz zu sehen.
Aus dem wurde nichts, so dass ich begann mich durch zu fragen. Fast alle wussten anscheinend wo, jeder schickte mich aber in eine andere Richtung. Schon fast aufgegeben lief ein junger Mann neben mir vorbei, schaute auf meine YB-Shorts und rufte "OOH, YOUNG BOYS".
Etwas überrascht sprach ich mit ihm und er war sofort bereit, mir die Fussballschule zu zeigen.
Auf der Suche.. |
Dafür liefen wird durch ein Quartier, wo ich mich alleine nie hingewagt hätte. Vom farbigen Markt ging es immer mehr in kleine dunkle Gassen. Die Lebensverhältnisse wurden immer schlechter, so dass ich langsam skeptisch wurde. Doch er war sich sicher, dass sich das Stadion mitten in den Slums von Adjamé befindet.
Ich sprach ihn öfters darauf an und plötzlich verliess er mich mit einem Grinsen. Dieser Idiot führte mich wohl aus Spass an einen völlig anderen Ort, oder wollte einfach nur reden um an meine Telefonnummer zu kommen.
Ich wurde schon von so vielen danach gefragt, jedoch wende ich fast immer nur den Tipp an, welche ich beim Recherchieren öfters gelesen habe.
Die eigene Nummer nicht verraten, sondern einfach die Nummer der Anderen speichern.
Sogar Ousman sagte mir immer wieder, ich soll nur gefakte Mailadressen, Facebook-Infos, Skype-Daten und Telefonnummer von mir hergeben, sonst lassen sie mich nie in Ruhe und wollen ununterbrochen etwas von mir.
Aber eben, ich stand gestern irgendwo in Abidjan, wusste absolut nicht wo. Ich entschied mich dafür, einfach in irgendeine Richtung zu laufen, so fand ich schon öfters hinaus. Doch auf Sackgasse folgte eine weiter Sackgasse. Ich irrte mindestens eine Stunde planlos herum, bis ich endlich auf eine grössere Strasse fand und ich die Hochhäuser wieder sehen konnte.
Orientierungspunkt Hochhäuser |
Von einer extrem armen Gegend lief ich zur Plateau. Die Strasse wurden gepflegter, die Wohnverhältnisse besser, der Abfall landete in den nur hier vorhandenen Eimern und die Businesskostüme ersetzten die farbigen afrikanische Kleidungen.
Eine andere Welt in nur wenigen Gehminuten..
Nachdem ich das Abendessen genoss, lief ich per Zufall an einem Supermarkt vorbei. Es tönt blöd, aber es war fast emotional für mich beim Einkaufen.
Das geniesse ich schon in der Schweiz, vor einem geordneten Regal zu stehen, die verschiedenen Produkten zu vergleichen, und nicht märten zu müssen.
Hätte ich zuvor nichts gegessen, wäre es womöglich einen sehr teuren Einkauf gewesen. Denn die Preise hier für Toubab-Produkte sind zum Teil doppelt so hoch wie die in der Schweiz.
Mit einer vollen Taschen machte ich mich danach zum Hotel, sprang noch kurz in den Swimmingpool und verschanzte mich wegen einem Gewitter im Zimmer. Es regnete in Strömen, es blitzte und donnerte. Mit dem habe ich absolut nicht gerechnet, doch offenbar geschieht dies in Abidjan auch in der Trockenzeit ab und zu.
Jetzt gleich gehe ich aus dem Hotel, erkunde mich wegen dem Bus nach Grand Bassam und dem Zug nach Burkina Faso. Vermutlich werde ich noch ein anscheinend interessantes Museum besuchen und sonst irgendetwas machen.
Schönes Wochenende wünsche ich euch, Sebastian